
Wann
Berliner Stadtplan von 1946. Nachdruck der Originalausgabe. Dokument einer verpassten Vergangenheitsbewältigung im Berliner Stadtbild. Hrsg. von: Jürgen Karwelat, Bernhard Müller.
Die Nationalsozialisten haben vielen Teilen Berlins ihren ideologischen Stempel aufgedrückt, indem sie Straßen umbenannt und ihnen Namen von Wegbereitern des Nationalsozialismus gegeben haben. Der in den 1920er Jahren erbaute Stadtteil – Neu-Tempelhof – wurde militarisiert. Am 21. April 1936, dem „Tag der Luftwaffe“, bekamen 16 Straßen neue Namen, nämlich die Namen von „Fliegerhelden“ des Ersten Weltkriegs. Prominenteste Umbenennung war der neue Name für die größte Straße, den Hohenzollerncorso, die nach dem „Fliegerhelden“ Manfred von Richthofen benannt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg plante der Berliner Magistrat völlig neue Straßennamen für das Viertel. Die Flieger sollten durch pazifistische Schriftstellerinnen und Schriftsteller abgelöst werden. Für die Manfred-von-Richthofenstraße war „Mühsamstraße“ vorgesehen. Auch Bertha von Suttner, Ernst Toller, Georg Büchner, Franz Werfel und Schriftstellerinnen und Schriftsteller sollten auf die Straßenschilder. Dazu kam es aber nicht. Der Stadtplan von 1946 blieb an dieser Stelle ein Plan. Nahezu alle Straßen tragen bis heute die Namen aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Wir machen einen realen Rundgang durch das nicht realisierte „Pazifistenviertel“ und hören, von einem Schauspieler gelesen, Texte der Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die geehrt werden sollten.
Rundgang mit Jürgen Karwelat (Berliner Geschichtswerkstatt e.V.)
Treffpunkt: Manfred-von Richthofen-Straße/Adolf-Scheidt-Platz
Begleitend zur Sonderausstellung „umbenennen?! Berlins Straßennamen in Geschichte und Gegenwart“ am Informationsort Schwerbelastungskörper.